Design
Die Wagenfeld oder Bauhaus Leuchte, wie sie auch genannt wird, wird heute in vier verschiedenen Designs hergestellt. Gleich ist bei allen Versionen der kuppelförmige Leuchtenkopf aus opalüberfangenem Glas, der das typische diffuse und gemütliche Licht erzeugt, für das die Tischleuchte weltweit bekannt ist. Außerdem ist ihre Gestalt so charakteristisch wie die kaum einer anderen Leuchte. Neben der WG 24 wird auch die WA 24 produziert, die allerdings mit Metallfuß ausgestattet ist, die WA 23 SW mit schwarz lackiertem Fuß und die WG 25 GL mit Glasfuß. Die Besonderheit der Wagenfeld Leuchte WG 24 besteht in ihrem Unterbau. Der Fuß ist wie bei der WG 25 GL aus Glas gefertigt, doch bei der WG 24 besteht auch das Standrohr aus Klarglas, was ihr einen leichten, transparenten Look verleiht. Dadurch ist auch das Kabel sichtbar, welches zur Lampe führt und den Industriecharakter der Leuchte unterstreicht. Laut Wilhelm Wagenfeld sollten die Werke des Bauhauses Industrieprodukte sein und auch so aussehen. Gefertigt wurde die WG 24 jedoch in Handarbeit. Das unverkennbare Design erfreut sich bis heute weltweit großer Beliebtheit und wird deshalb häufig kopiert und gefälscht. Als Echtheitszeugnis prägt der Hersteller Tecnolumen eine fortlaufende Nummerierung, sein eigenes und das Bauhaus-Emblem unter den Boden jeder Leuchte.
Wilhelm Wagenfeld u. a. mit Marianne Brandt, Christian Dell, László Moholy-Nagy, Hans Przyrembel
Designer
Wilhelm Wagenfeld wurde 1900 in Bremen als erstes von drei Kindern geboren und entdeckte schon recht früh seine kreative Hingabe und technisches Verständnis. Nach einer Ausbildung zum Industriezeichner entstanden bereits erste grafische Arbeiten, auch in Anlehnung an seine wachsende Begeisterung für die Literatur und Kunst des Expressionismus. Im Alter von 24 Jahren gelangte er zum Bauhaus Weimar, wo er als Geselle das Silberschmied-Handwerk unter der Leitung von László Moholy-Nagy erlernte. In der Zeit entstanden neben der berühmten Bauhaus Leuchte auch einige Metallgeräte, immer mit dem Anspruch, Industrieprodukte zu fertigen. Laut Wagenfeld sollte das die Bauhaus Werke auszeichnen: Stücke, die massenproduzierbar sind und einen industriellen Charme versprühen, den man auch sehen kann. Durch sein erfolgreiches Schaffen in verschiedenen Fabrikationsunternehmen, die sich so gut wie ausnahmslos mit dem Werkstoff Glas beschäftigten, sammelte Wagenfeld wichtige Erfahrungen und konnte darauf aufbauend mehrere patentierte Verfahren für die Massenproduktion entwickeln. Außerdem erhielt er neben großer Anerkennung auch mehrere Professuren, unter anderem an der Staatlichen Kunstschule und der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. In seiner Werkstatt Wagenfeld, die er in den 50er Jahren gründete, konzipierte er Auftragsarbeiten für namhafte Kunden wie WMF, Braun oder Rosenthal und blieb dabei seinem Stil, der sich aus zeitgemäßer Funktionalität und zeitloser Gestaltung zusammensetzte, treu. Bis zu seinem Tod 1990 und auch darüber hinaus wurden Wilhelm Wagenfelds Arbeiten auf vielen Ausstellungen gezeigt und er erhielt zahlreiche Preise.
Die Tischleuchten WG 24 von Wilhelm Wagenfeld sind echte Bauhaus-Klassiker
Die Tischleuchte WG 24 von Tecnolumen
Herstellung
Seit 1923 wurde der Entwurf der heutigen Wagenfeld Leuchte in der Metallwerkstatt des Bauhauses Weimar realisiert. Deren damals gerade neu eingesetzter „Formmeister“ László Moholy-Nagy hatte die Werkstatt reorganisiert und dem Gesellen Wilhelm Wagenfeld die Aufgabe gestellt, eine Tischleuchte zu entwerfen. Seitens Walter Gropius bestand die neue Orientierung des Bauhauses in der Herstellung von Massenprodukten, die dank neuer Materialien auch industriell gefertigt werden sollten, womit er sich gegen die künstlerischen Ansprüche von Johannes Itten durchsetzte. Bei der ersten Bauhausausstellung, auf der die Lampe gezeigt wurde, bestand sie so wie die heutige WG 24 fast komplett aus Glas. Erst ein Jahr später wurde daneben auch die Version mit Metallfuß von Wilhelm Wagenfeld präsentiert. Die kommerzielle Vermarktung, die man mit der Leuchte anstrebte, gestaltete sich jedoch lange Zeit schwierig. Grund dafür war die aufwendige Herstellung der einzelnen Bauteile, entgegen der eigentlichen Zielsetzung, die Gropius im Sinn gehabt hatte. Die meisten davon mussten in mühevoller Handarbeit in der Bauhaus Werkstatt gefertigt werden und selbst als man 1928 die ersten von Schwintzer & Graff industriell hergestellten Exemplare auf den Markt brachte, waren diese wegen ihres utopischen Preises für damalige Verhältnisse so gut wie unerschwinglich. Erst mit fortschreitender Technologieentwicklung war es ab 1980 möglich, die WG 24 als Reedition der Bauhaus Leuchte in größerer Stückzahl zu produzieren.
Zeitgeschehen
Zum Zeitpunkt der Entstehung der Bauhaus Leuchte 1924 befand sich Deutschland gerade an einem Wendepunkt, der sowohl das politische und wirtschaftliche, als auch das kulturelle und soziale Leben betraf. Nach dem ersten Weltkrieg war besonders die wirtschaftliche Lage verheerend, was sich in einer wachsenden Inflation niederschlug, die 1923 ihren Höhepunkt erreichte. Mit der darauf folgenden Einführung der Rentenmark und der daraus resultierenden aufschwingenden Industrie und Handelslandschaft verbesserte sich auch das soziale Leben merklich. Die goldenen Zwanziger waren eine Zeit des Aufatmens und Umdenkens, besonders auch in den Bereichen Kunst, Kultur und Wissenschaft. Auch wenn viele konservative Bürger sich am Kubismus und seinen Nebenströmungen störten, war besonders das Bauhaus trotz seiner avantgardistischen Orientierungen geachtet und gilt bis heute als Ursprung der Klassischen Moderne. Nach dem politischen Richtungswechsel in Thüringen war das Bauhaus Weimar gezwungen, nach Dessau umzuziehen, doch die Werte blieben dieselben. Die Künstler und Architekten, darunter auch Wilhelm Wagenfeld, waren darauf aus, Kunst und Handwerk wieder zu verbinden, auch in jener Art, dass die Gestaltungen einem industriellen Herstellungsprozess gerecht werden. Wie die Wagenfeld Leuchte WG 24 vereinten die Werke des Bauhaus einen hohen künstlerischen Anspruch mit innovativen Materialien und fortschrittlicher Technologie. Viele Klassiker werden bis heute in großer Stückzahl produziert und erfolgreich verkauft.
Hersteller
Der Hersteller Tecnolumen wurde praktisch auf der Bauhaus Leuchte von Wilhelm Wagenfeld gegründet. Sie war das erste Produkt des Bremer Unternehmens, das 1979 mit der Produktion der WA 24 begann. Man berief sich darauf, die künstlerische Dürre der Designgeschichte zwischen den 30er und 50er Jahren in Deutschland aufholen zu wollen und orientierte sich dafür an den Entwürfen und dem allgemeinen Stil des Bauhauses, da sie die Anfänge der Produktgestaltung in Deutschland verkörperten. Nach Wilhelm Wagenfelds Leuchten wurden auch andere bekannte Designer der Epoche ins Portfolio des Herstellers aufgenommen, darunter beispielsweise Gyula Pap und Josef Albers, und später auch Designer anderer Stilrichtungen, wie Mart Stam oder Egon Eiermann. Seit jeher achtet das Unternehmen darauf, langlebige Artikel zu schaffen, die sich durch Nachhaltigkeit und hohe Qualität auszeichnen. Zu Anfang noch vollständig auf Leuchten spezialisiert, wagte sich Tecnolumen über die Jahre immer mehr auch an andere Produkte heran und erweiterte sein Sortiment. So vertreibt das Unternehmen heute nicht nur Reeditionen zahlreicher Bauhaus Klassiker, sondern auch Produkte zeitgenössischer Designer und aufstrebender Talente. Seinen Status als weltweit bekanntester Hersteller für Produkte der Bauhaus Ära wird Tecnolumen jedoch wahrscheinlich noch lange behalten und mit Professor Wilhelm Wagenfelds persönlicher und exklusiver Autorisierung für die Herstellung seiner Arbeiten ist das wohl auch mehr als gerechtfertigt.