Frauen im Design: 20 Möbelikonen von Designerinnen, die man kennen sollte
Möbelikonen und ihre Designerinnen
Wussten Sie eigentlich, dass einige der erfolgreichsten Möbeldesigns aus weiblicher Hand stammen? Besonders die Möbeldesignwelt wird von einigen Visionärinnen maßgeblich geprägt, die immer wieder mit ihren Besonderheiten, Persönlichkeiten, Entwicklungen oder auch Umständen beeindrucken, allerdings oft nur im Stillen. Oft ist der gar nicht bekannt, inwiefern eine Frau ein Kunst- oder Möbelstück gestaltet oder in welchem Umfang sie genau in diesem kreativen Prozess unterstützt hat.
Die Zeiten, als sich Charlotte Perriand 1927 im Büro von Le Corbusier und Pierre Jeanneret vorstellte und sie mit dem Satz abgefertigt wurde „Wir sticken hier keine Kissen!“, sind aber vorbei. Dennoch sind auch heute Frauen in Führungspositionen im Designsegment eine Rarität. Zeit, das zu ändern und die Leistungen der Designpionierinnen und ihre immensen Persönlichkeitsentwicklungen zu würdigen, von den Möbeldesign-Errungenschaften ganz abgesehen. Für moderne und zeitlose Ästhetik, inspiriert von weiblicher Stärke und Schönheit, stehen Designerinnen, wie Ray Eames, Constance Guisset, Hella Jongerius, Eileen Gray oder Charlotte Perriand, um nur einige aufzuzählen.
Wir stellen Ihnen ausgewählte Möbelikonen in Verbindung mit ihren Designerinnen vor, die allesamt Möbeldesigngeschichte geschrieben haben.
Charlotte Perriand (1903 – 1999)
„In jeder wichtigen Entscheidung gibt es eine Option, die das Leben repräsentiert, und das ist es, was man wählen muss.“
Hand aufs Herz – haben Sie nicht auch schon einmal in dem berühmten Sessel LC2 (mittlerweile unter dem Namen 2 Fauteuil Grand Confort bei Cassina geführt) mit den wiedererkennbaren Stahlrohr-Details gesessen? Die gedankliche Verbindung, die man oder auch frau automatisch zu Le Corbusier als Designer des begehrten Möbelstücks schlägt, wird aber bei Weitem nicht den Leistungen von Charlotte Perriand gerecht, die sich in Gemeinschaftsarbeit mit dem großen Kreateur Le Corbusier darin verewigt hat. Perriands Expertise beeinflusste das gemeinsame Schaffen maßgeblich. Sie verbesserte und glaubte an die Utopie vom "neuen Menschen", auch durch die Gestaltung einer freundlichen Lebensumgebung. Die heutige Teamarbeit gefiel ihr schon damals, weshalb die Pionierin des Alltagsdesigns oft verzichtete, als Urheberin der revolutionären Möbel, die heute Ikonen des zeitgenössischen Möbeldesigns sind, genannt zu werden: Bescheidenheit und Leidenschaft vor Ego.
Ray Eames (1912 – 1988)
„Was gut funktioniert, ist besser als das, was gut aussieht, denn was gut funktioniert, ist langlebig.“ (Ray Eames)
Das Künstlerpaar Ray & Charles Eames sind wahre Designikonen. Ray aber lief immer unter dem gleichen „Firmennamen“ wie ihr Mann und steht noch heute oft in seinem Schatten, wenn es um die Entwürfe der beiden Designer geht. Dabei unterstützte Ray ihren Mann nicht nur – sie selbst kreierte Möbelstücke und Interior Accessoires und stand auf Augenhöhe neben ihm. Sie war mit ihrem guten Auge für Form und Farbe maßgeblich für die bekannte Eames-Ästhetik verantwortlich, für die die Möbel noch heute stehen und die ihren Wert ausmachen.
Eileen Grays Adjustable Table E 1027 gehört zu den meistkopierten Möbelstücken der Geschichte. Er ist ein Paradebeispiel für die klassische Moderne und seine unzähligen Nachahmungen sind wohl die höchste Form eines Kompliments an die irische Künstlerin.
Eileen Gray schaffte es, trotz der von Männern dominierten Zwanziger tatsächliche Erfolge zu feiern. Sie schockierte die Menschen gleichermaßen mit ihren Möbelentwürfen und verfolgte das Ziel, Möbel zu entwerfen, die in die Zeit passten.
Die eigensinnige Architektin ist heute mehr denn je für die klaren Linien ihrer Möbelstücke bekannt, die durch das charakteristische Zusammenspiel von Chrom, Stahlrohr und Glas noch heute sinnbildlich für die klassische Moderne sind und um die sich auch auf Auktionen nach wie vor gerissen wird.
Der runde Beistellcontainer Componibili, dem immer wieder sein kultiger Ruf vorauseilt und der für viele Kinder in ihren Kinderzimmern wohl schon den Beginn einer gewissen Möbeldesignaffinität darstellen dürfte, stammt aus der Feder der Italienerin Anna Castelli-Ferreri. Wussten Sie, dass auch sie es war, die den italienischen Hersteller Kartell gründete? 1949 etablierte Anna gemeinsam mit ihrem Mann Guido Castelli den Möbelhersteller Kartell. Guido war Chemiker, Anna Architektin - eine Win-Win-Situation also. Gemeinsam machten sie Kartell zum weltweit führenden Hersteller in Design und Herstellung von Kunststoffmobiliar. Ab den Sechzigerjahren wurde Anna selbst als Möbeldesignerin tätig und fand Freude am Experimentieren mit dem Material Kunststoff. Weltweit bekannt wurde sie mit dem Beistellcontainer-Baukastensystem „Componibili".